Nilo und das Pausengetöse
In der großen Pause tobte der Schulhof. Kinder lachten, riefen, rannten durcheinander.
Fußbälle flogen, Rucksäcke wurden abgestellt, jemand rief Nilooo!, und gleich danach rief jemand anderes noch lauter.
Nilo stand mitten im Trubel.
Er wollte eigentlich mitspielen, aber alles war so laut, so schnell, so viel.
Das Kreischen, das Pfeifen, das Quietschen der Turnschuhe – alles schwappte durcheinander, wie ein Meer aus Stimmen.
Nilos Brust wurde eng.
Sein Herz klopfte zu schnell, und die Luft fühlte sich fest an.
Er wollte einfach nur, dass es aufhört.
Da – ein sanftes „Muuuh“ direkt neben ihm.
Ein leises, warmes, schwingendes Geräusch, wie ein Kuschellied.
Neben ihm stand Lady Moozie.
Ihr weiches, samtiges Fell glänzte in Pastellfarben, und ihre großen, freundlichen Augen sahen Nilo an – ruhig, geduldig.
Ein feiner, beruhigender Duft von Wiese und Vanille lag in der Luft.
„Puh, ganz schön viel hier, oder?“, summte sie.
Nilo nickte nur. Seine Schultern waren noch hochgezogen.
Lady Moozie lächelte.
„Ich kenn das. Wenn alles zu laut wird, hilft mir die Wellen-Atmung. Willst du’s mal probieren?“
Nilo sah sie fragend an.
Lady Moozie setzte sich gemütlich hin, ihr Bauch hob und senkte sich ganz ruhig.
„Schau mal,“ sagte sie sanft,
„wir atmen wie die Wellen eines ruhigen Sees.“
Sie machte es vor:
„Einatmen... die Welle steigt.“
Sie hob langsam die Schultern und schnaufte durch die Nase.
„Ausatmen... die Welle sinkt.“
Sie ließ die Schultern sinken, die Lippen formten ein sanftes „Muuuh“, das vibrierte wie eine kleine Melodie.
Nilo probierte es.
Er atmete ein – die Luft kam bis in seinen Bauch –
und aus, ganz langsam, mit einem „Mmmmm“.
Noch einmal.
Und noch einmal.
Mit jedem Atemzug wurde der Lärm um ihn herum leiser.
Nicht wirklich leise – aber weiter weg, wie hinter einer schützenden Scheibe.
Lady Moozie nickte zufrieden.
„Siehst du? Du kannst deine eigene kleine Welle in dir tragen. Immer, wenn die Welt zu laut ist.“
Nilo lächelte schwach.
Er fühlte seine Füße wieder auf dem Boden.
Die Sonne kitzelte seine Hände, und das Herz klopfte ruhiger.
Die Pausenglocke klingelte.
Alles wurde wieder ein bisschen durcheinander –
aber Nilo atmete seine Welle.
Einatmen – Welle steigt.
Ausatmen – Welle sinkt.
Und ganz tief drinnen summte Lady Moozie noch ein leises, beruhigendes „Muuuh“.
